BILD boykottiert den Datenschutz

Mit dem Datenschutz nimmt es BILD.de nicht so genau (siehe bildblog.de). In Berichten zu Kriminalfällen werden mußmaliche (!) Täter oder Verdächtige bereits vor Prozessbeginn spontan als schuldig verurteilt  und – schlimmer noch – deren Bilder unverfremdet abgedruckt. Richtig übel wird es, wenn BILD selbst auf die Angehörigen von mutmaßlichen Tätern keine Rücksicht nimmt.

Im aktuellen Fall geht es um die Noch-Ehefrau von Joseph Fritzl, dem “Monster”, der seine eigene Tochter Elisabeth 24 Jahre lang im Keller gefangen hielt und siebenmal schwängerte. BILD verzichtet bei der Abbildung von Rosi Fritzl auf jegliche Verfremdung. Datenschutz? Wozu, schließlich muss jeder erfahren, wie jene Frau aussieht, die fast ein Vierteljahrhundert an die Märchen ihres Mannes geglaubt hat und damit scheinbar mitverantwortlich am Schicksal ihrer Tochter und deren Kinder ist.

Der dazugehörige Bericht liest sich wie falschverstandener Sarkasmus: Rosi will ein neues Leben anfangen. Dank BILD jetzt wohl nicht mehr…

BILD richtet nach eigenem Ermessen, stellt die Verdächtigen an den Pranger und bestraft mit sozialer Hinrichtung. Der Mob will einen Täter, BILD präsentiert einen und gibt ihn zum Abschuss frei. Datenschutz? Nee, da wiegen Pressefreiheit und das voyeuristische Bedürfnis der Millionen BILD-Leser schwerer.