Das Handy ist nicht mehr wegzudenken, fast jeder Deutsche besitzt eins. Trotzdem wird man nach wie vor schief angeguckt, wenn man öffentlich im Bus, Bahn oder auf der Straße telefoniert. Wenn man sich aber mit einem leibhaftigen Gesprächspartner unterhält, stört es keinen.
Wieso nervt also die Handytelefoniererei mehr als ein normales Gespräch?
Nun, zum einen hört man bewusst oder unbewusst (gerne) zu, wenn sich andere Menschen unterhalten, auch wenn man nicht aktiv am Gespräch teilnimmt. Zum anderen gewöhnt sich unser Gehirn schnell an die das stetige Geräusch des Gesprächs und kann sich entscheiden, ob man sich weiterhin berieseln lassen will oder sich lieber in seinen eigenen Gedanken verliert.
Unterbrochener Gesprächsfluss wird als Störung empfunden
Beim Telefonieren ist es so, dass lediglich ein Gesprächspartner belauscht werden kann. Unser Gehirn ist darauf trainiert, Gespräche von mindestens zwei Akteuren zu verarbeiten. Einer stellt eine Frage, wir erwarten gespannt, was der andere antwortet.
Beim Telefonierlauschen muss sich unser Gehirn unbewusst anstrengen, um die Antwort des anderen Gesprächsteilnehmers anhand der Reaktion des Handytelefonierers zu rekonstruieren. Das Gesprächsgeräusch wird nun als störend empfunden, da es inkonstant ist und die Berieselungswirkung verloren hat. Selbst der Versuch wegzuhören scheitert daran, dass der Telefonierer immer wieder unerwartet spricht und man dadurch aus den eigenen Gedanken gerissen wird.
Telefonieren schließt die Gesprächsteilnahme anderer aus
Kommunikation ist ein Bestandteil unseres sozialen Verhaltens und verbindet uns mit anderen für die Zeit der Gesprächsdauer. Durch das Telefonieren stellt der Anrufer eine soziale Bindung zum virtuellen Gesprächspartner her, bei der die realen Teilnehmer seiner Umwelt ausgeschlossen werden. Nimmt einer ein Gespräch in der Gegenwart von Bekannten entgegen, so signalisiert er damit, dass der Anrufer wichtiger ist als die anwesenden Personen. Der Anrufer hätte ja auch ignoriert werden können!
Sicher ist Ihnen schon aufgefallen, dass die Person, die einen Handytelefonierer begleitet, nicht gerade begeistert aussieht. Das liegt daran, dass sie sich genauso gestört, ausgeschlossen und vielleicht unbewusst vernachlässigt fühlt, wie jede andere fremde Person in seiner Gegenwart.
Unbewusst lauteres Sprechen
Natürlich neigt ein Handytelefonierer in der Öffentlichkeit auch dazu, etwas lauter zu sprechen, als wenn er mit einer Person in unmittelbarer Nähe reden würde. Durch den Umweltlärm versteht er den Gesprächspartner oft nur schlecht und redet selbst unnötig lauter. Dadurch stört er natürlich auch…
Als besonders nervig empfinden viele, wenn der Telefonierer in einer fremden Sprache spricht und die Bedeutung seiner unverständlichen Worte mit wilden Gesten, einer ungewohnten Hektik und einer unüberhörbaren Lautstärke betont. Hier ist die Neugier der unfreiwllig beteiligten Mithörer sehr groß und der Frust darüber, dass man nichts versteht und gern verstehen würde, wandelt sich um in Verärgerung.
Wenn unsere natürliche soziale Neugier nicht gestillt wird, frustiert uns das und wir sind anschließend genervt. Und genau das passiert, wenn andere in unserer Gegenwart telefonieren.