Joachim Herrmann: Scientology ist eine menschenverachtende Organisation, die verfassungsfeindliche Zielsetzungen verfolgt. Die Lehre der Scientologen zielt auf ein totalitäres Herrschaftssystem, in dem eine Gleichberechtigung der Menschen nicht vorgesehen ist. Dabei sollen die Besseren, Klügeren und Stärkeren über die Schwächeren herrschen. Das ist mit unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung nicht zu vereinbaren. Aber natürlich muss man auch die erhebliche Gefahr für die psychische Verfassung der Menschen sehen, die der Sekte beitreten.
Mir ist völlig schleierhaft, wie intelligente Menschen die abstrusen “Ideologien” eines schizophrenen Science-Fiction-Autors namens L. Ron Hubbard zu ihrem Lebensmittelpunkt machen können. Die “Lehren” haben nichts mit Religion, Logik oder Erleuchtung zu tun, sondern mit dem Streben nach Macht und damit der Herrschaft über andere. Machtgier ist eine verhängnisvolle Schwäche, die immer wieder so stark dominiert, dass Vernunft und Verstand konsequent ausgeblendet werden. Leichte Opfer sind Menschen ohne Glauben, Strukturen, Lebenssinn, Wertvorstellungen und Selbstvertrauen. All das kann man nämlich bei Scientology kaufen!
Scientology macht süchtig wie das PC-Rollenspiel World of Warcraft. Man taucht ein in eine Parallel-Welt, einem Wettbewerb voller ehrgeiziger Gleichgesinnter und grenzt sich mit einer eigener Sprache und dynamischer sozialer Hierarchie vom Rest der Menschheit ab. Man verbringt viel Zeit in dieser Welt, in dem jeder die Chance bekommt, aufzusteigen und das Ziel (“die Brücke”) zu erreichen. Schließt man einen bestimmten Level ab, ist man wer und will noch mehr – oder bekommt subtil eingeredet, dass es praktisch kein Zurück gibt. Aufhören wäre ja eh doof, schließlich hat man ja schon Geld ausgegeben für den Status… Ein Status, der in der realen Welt aber keine Bedeutung hat. Verlässt man Scientology, verliert das Erreichte auch seinen Wert – und damit wären die Geldausgaben für die Kurse reine Verschwendung gewesen. Guter Psycho-Trick, hm?