Meine Katze ist überfahren worden

Als ich ungefähr 6-7 Jahre alt war, lief meiner Oma, die auf dem Land wohnte, eine getigerte vollausgewachsene Katze zu.

Meine Schwester hatte die Gewohnheit, Tiere und Dinge mit Namen zu taufen, die vom Klang her zu dem Äußeren oder Eigenart passten. Deswegen waren alle Namen Unikate. So erhielt die Katze den Namen “Pissi”, was aber nicht mit urinieren zu tun hatte, sondern vom rumänischen Wort für Katze (pisica) abgeleitet wurde. Der Name Pissi bezeichnete das zahme, jedoch eigenständige Leben dieser Katze. Im Winter verbrachte sie die meiste Zeit eingekringelt und schlafend neben unserem Holzofen. Im Sommer räuberte sie in der Nähe des Hauses oder im großangelegten Maisfeld.

Eines Tages warf Pissi Katzenbabys, wovon wir das behielten, das genauso getigert war, wie die Mutter. Meine Schwester taufte das kleine Ding “Klinzi”, das einfach nur die Winzigkeit des Kätzchens bezeichnen sollte. Zugegeben, meine Schwester dachte nicht dran, dass Klinzi eines Tages genauso groß werden würde wie seine Mutter.

Pissi war eine ausgezeichnete Mutter. Jeden Tag brach sie morgens auf, um eine Maus für Klinzi zu fangen und pünktlich um 12 Uhr heimzukehren. Klinzi war noch zu klein, um draußen zu jagen oder ihrer Mutter zu folgen.

Der Unfall

Es war ein sehr heißer Sommertag. Ich lief barfuß herum, war sicherlich total verdreckt, als meine Oma mit einer Katze im Arm durch die Zaunpforte in den Hof kam. “Was ist das,” fragte ich in meiner kindlichen Naivität. “Pissi ist von einem weißen Auto angefahren worden,” antwortete sie. Mein erster Gedanke war, dass es ja gar nicht unsere Katze sein könnte, denn unsere läuft nie über die Straße.

Meine Oma legte die noch lebende Katze auf den heißen, staubigen Boden unter einem wunderschönen Rosenstock am Haus, der aber nur wenig Schatten spendete. Ich beugte mich über das Häufchen Elend, das angeblich Pissi sein sollte und stellte mit unendlichem Entsetzen fest, dass es Pissi war. Ich entdeckte, dass ihr die Gedärme hinten herausquollen und dass ihr gerissenes Fell an vielen Stellen an den Beinen das rohe Fleisch freilegten. Klinzi hatte gesehen, wie ihre Mutter dort lag. Sie war aber im Haus eingesperrt und miaute wie von Sinnen. Ich wusste nicht, dass Klinzi so klug war und wusste, dass ihre Mutter im Sterben lag.

Meine Oma brachte Pissi in die kühle Sommerküche und legte sie auf eine grüne Bank. Ich ging dort rein, sah die leblose Katze an und brauchte etwas Zeit, bis ich begriff, dass sie tot war. Ich hatte eigentlich nie mit der Katze gesprochen, aber jetzt sagte ich “Pissi” und weinte. Es kam mir komisch vor zu weinen wegen einer Katze. Als meine Oma hereinkam und mich fragte, ob ich weinte, sah ich, dass sie auch weinte und ich schämte mich nicht.

Es war das erste Mal in meinem Leben, dass mich der Tod zum weinen gebracht hatte. Für mich war Pissi eine Person. Tod gehörte zum Leben dazu, das wusste ich. Ich wusste, dass alte Menschen sterben. Aber warum eine junge, gesunde Katzenmutter sterben musste, das verstand ich nicht.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar.

  1. Tiereblogger

    Vielen Dank für den interessante Beitrag! Ich schaue dein Blog sehr gerne und bin an Haustieren, danach an drolligen Katzileins und Hündchen begeistert. Was ich echt nicht begreifen kann, ist der Umgang mancher Tierhalter! Echt viele besitzen Ihre Haustiere wirklich nicht so, wie man es sollte! Phrase Fütterung und Platz! Hunde und Kätzchen sollten in Ordnung und lieb behandelt werden – oder man sollte keine Tiere halten! Naja gut, genug gesagt haha Ich wünsche viel Spass beim Knuddeln eurer Tiere!

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